Kennst Du das auch, dass Du ständig gefragt wirst, wann es denn bei euch so weit ist?
Oder werden Dir immer wieder ungefragt Ratschläge zu den Themen Kinderlosigkeit, Kinderwunsch und Empfängnis erteilt?

Vermeintlich meinen es Freunde, Bekannte und Familienangehörige überhaupt nicht böse, sind vermutlich nur an Dir und Deinem Partner interessiert, vielleicht etwas neugierig und möchten Gutes bewirken.

Weil aber gut gemeint, nicht immer zugleich gut gemacht ist und sie mit solchen Äusserungen womöglich tiefe Wunden aufreissen können, möchte ich Dir mit diesem Artikel zur Seite stehen und Dir hier zeigen, wie Du Dein Umfeld auf diese Themen sensibilisieren und selbst besser mit einer Konfrontation umgehen kannst.

Doch sehen wir uns zunächst einmal die Hintergründe an.

 

Warum fragen mich andere immer nach einer Schwangerschaft?

 

Es gibt mehrere Motive, warum andere immer wieder nach einer Schwangerschaft fragen oder für eine solche Ratschläge geben. Die häufigsten Gründe sind eine lange Beziehung mit dem Partner, eine zeitlich schon etwas zurückliegende Hochzeit, eine gesicherte berufliche Stellung des Paars, finanzieller Wohlstand, das Alter der Frau oder auch des Mannes … denn auch wenn ein Mann im hohen Alter oft immer noch zeugungsfähig ist, meint ein Teil der Gesellschaft, dass es sich nicht gehöre, mit 50, 60 oder gar 70 Vater und eben nicht nur Opa zu werden.

Doch die wenigsten wissen über die Hintergründe der Kinderlosigkeit Bescheid und mischen sich trotzdem, ohne dass man sie vorher gefragt hat, einfach in diese ohnehin schon intime Angelegenheit ein. Und das kann dann ziemlich schmerzhaft für die Beteiligten sein.

 

Erwartungshaltung und Unkenntnis der Ursachen bei Kinderlosigkeit

 

Das Schlimme für das Paar ist nicht nur die eigene, sondern eben die zeitgleiche Erwartungshaltung von anderen. Denn eigentlich hat keiner das Recht, jemandem vorzuschreiben, dass er aufgrund seiner Lebenssituation unbedingt Kinder haben muss. Aber viele denken, es gehöre irgendwann einmal dazu und bauen damit, vielleicht ungewollt, einen gewissen Druck auf. Auch auf diejenigen, die sich unter Umständen bereits aus freien Stücken gegen eigene Kinder entschieden hatten.

Noch problematischer wird es, wenn biologische Unfruchtbarkeit die Ursache ist, die Frau aus gesundheitlichen Gründen nicht schwanger werden darf, ohne sich selbst in Lebensgefahr zu bringen, oder sie erst vor Kurzem oder sogar mehrere Male das tragische Unglück einer Fehlgeburt erleiden musste. Und wenn dann wieder einmal diese eine Frage kommt, dann wirkt das auf die Betroffenen von Kinderlosigkeit alles andere als empathisch und hinterlässt weitere Spuren.

 

Doch wie soll ich mich bei der Konfrontation mit solchen Fragen und Ratschlägen nun konkret verhalten?

 

Oft möchte man den anderen, auch bei solch sensiblen Angelegenheiten, nicht vor den Kopf stossen, gar eine Freundschaft deswegen beenden oder sich von Angehörigen distanzieren. Egal, ob sie Dich nerven oder (unbewusst) verletzen. Daher folgen nun ein paar Tipps für Dich, wie Du in diesen Situationen reagieren und Dich darauf etwas vorbereiten kannst.

 

Tipp 1 – Mach Dir bewusst, dass anderen etwas an Dir liegt

 

Ich weiss, es fällt in solchen Situationen schwer; aber denk daran, dass es die meisten Menschen wahrscheinlich nur gut meinen und nicht gegen Dich sind, Dich nicht blossstellen oder Dir weh tun wollen. Kannst Du zumindest etwas Verständnis dafür aufbringen, dass sie Dich unterstützen möchten, so kann es auch Dir gegebenenfalls selbst helfen, gelassener mit Fragen und Ratschlägen umzugehen.

 

Tipp 2 – Ratschläge objektiver betrachten

 

Versuche, die Ratschläge etwas objektiver zu sehen, nämlich lediglich als Vorschläge. Natürlich kennst Du Dich und Deine Umstände selbst am besten, weshalb Dir immer wieder Menschen auch in anderen Lebenssituationen etwas vorschlagen, was speziell für Dich nicht passt oder funktioniert. Empfehlungen sind, wenn Du Dir noch einmal den 1. Tipp ansiehst, zumeist kein Angriff auf Deine Person, sondern eine Ideenäusserung möglicher Lösungen, um Dir weiterzuhelfen. Hinzu kommt, dass jeder in seiner eigenen Realität mit Wertvorstellungen, Erfahrungen und Glaubenssätzen lebt und Dinge unterschiedlich bewertet.

 

Tipp 3 – Bedanken kann Respekt zeigen und das Thema schneller beenden

 

Wenn Du keine Lust hast, weiter über das Angesprochene und die Ratschläge zu reden oder zu diskutieren, kann eine Aussage wie „Danke für den Tipp. Ich mache mir noch einmal Gedanken darüber. Vielleicht hilft es ja.“ dazu führen, dass das Thema schneller auch für den anderen als beendet gilt und Du zugleich Respekt und Anerkennung für die mögliche Hilfestellung ausdrückst.

 

Tipp 4 – Sprich an, wenn Du im Moment über etwas anderes reden möchtest

 

Je nach Stimmung kann es sein, dass es Dir an einigen Tagen nichts oder weniger ausmacht, mit bestimmten Personen über das Thema Kinderlosigkeit zu sprechen, und es Dir an anderen Tagen eben gar nicht gut bei dem Thema geht. Dann ist es für Dich womöglich besser, anzusprechen, dass Du gerne einen Themenwechsel haben möchtest. Da Gefühle subjektiv sind, lässt sich über diese auch nicht diskutieren, weshalb womöglich nach Aussagen wie „Mir geht es nicht so gut, wenn wir jetzt darüber sprechen – können wir stattdessen lieber das Thema wechseln?“ der Gesprächspartner eher Deinen Wunsch respektiert und ihr beiden dann über etwas anderes redet.

 

Tipp 5 – Geh an schlechten Tagen nicht auf Veranstaltungen, auf denen Du wahrscheinlich nach Kindern gefragt wirst

 

Mir ist bewusst, dass dies ein eher drastischeres Mittel als die bisher aufgezeigten ist. Aber wenn es Dir sowieso schon nicht wegen des Themas Kinderlosigkeit gut geht, ist es für Dich unter Umständen besser, eben nicht auf eine Feier zu gehen, bei der Du mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder nach dem Kinderwunsch gefragt wirst. Allerdings ist permanenter sozialer Rückzug auch nicht die geeignete Lösung. Ab und zu kannst Du aber abwägen und in Dich hören, ob Du heute eine Frage oder einen Ratschlag dazu wegstecken kannst oder eher nicht und deshalb zu Hause bleibst oder etwas als Alternative unternimmst.

 

Werde selbst aktiv und gib anderen Tipps für den Umgang mit Betroffenen bei Kinderlosigkeit

 

Wenn Du die Kraft dazu hast, mit einigen Menschen in Deinem Umfeld über Deine Situation zu sprechen, dann kannst Du auch selbst aktiv werden und sie für das Thema des unerfüllten Kinderwunsches sensibilisieren, um dadurch weitere Beteiligten zu schützen und damit zu helfen.

Sag ihnen, dass die grösste Hilfe von Nicht-Experten auf dem Gebiet zumeist darin besteht, einfach nur zuzuhören, Einfühlsamkeit und Verständnis zu zeigen und zu signalisieren, für einen da zu sein; ohne eben ungefragt irgendwelche Ratschläge zu geben.

Häufig tut es Paaren, die unter Kinderlosigkeit leiden, ebenfalls gut, wenn die weiteren Anwesenden darüber sprechen, was sie momentan selbst umtreibt und eben nicht nur auf das eine spezielle Thema der ohnehin schon Leidenden fokussiert sind.

Falls doch jemand bereits über die Situation Bescheid weiss und wahres Interesse zeigen möchte, sind Fragen wie „Wie geht’s Dir?“ viel besser, als solche, ob es etwas Neues gäbe oder „Wie sieht es denn jetzt bei Dir aus?“, da so den Betroffenen die Wahl bleibt, ohne weiteren Druck von aussen über ihre Probleme zu sprechen oder eben nicht.

Um ein wenig mehr Sensibilität für das Thema „Fragen und Ratschläge zur Kinderlosigkeit“ zu schaffen, kannst Du auch gerne diesen Blogartikel weiterleiten. Da es anscheinend leider ein Tabuthema in unserer Gesellschaft darstellt, bedarf es hier noch eine Menge an Aufklärungsarbeit, wie damit umgegangen werden sollte, sodass die vielen betroffenen Frauen und Männer nicht noch mehr verletzt werden und noch grösserem Druck ausgesetzt sind.

Liebe Grüsse
Deine Simone

PS: Wenn auch Du unter einem nicht erfüllten Kinderwunsch leidest und eine individuelle, einfühlsame und professionelle Begleitung für Deine Kinderwunschzeit möchtest, dann unterstütze ich Dich gerne dabei.